Die Brauhütte und der Lehmofen stehe bereits - man kann Ine Kam nun beim Brauen in der Klosterbrauerei "über die Schulter gucken" - weitere Infos finden Sie auch hier:

www.klosterbrauerei-weissenohe.de



Bierprobe mit Brauerin Ine Kam (3 v.l.) und Brauer Urban Winkler (1. v.l.) im Biergarten der Klosterbrauerei Weissenohe - das fränkische Bier schmeckt! Das frisch gebraute afrikanische Hirsebier gibt's bei den Afrika Kulturtagen Grafenberg und natürlich in Weissenohe - und vorher kann man schon Frau Kam beim brauen "über die Schulter gucken".... (Foto: Horst Badewitz)

Für die Afrika Kulturtage 2013 soll eine kulturübergreifende Begegnung zwischen traditioneller fränkischer Braukunst und der traditionellen Brauweise der Frauen in Burkina Faso und der jeweiligen Biergarten- bzw. „Cabaret“musik initiiert werden. In Absprache mit der „Organisation des producteurs de dolo“ in Bobo Dioulasso, der Stadt, die in Burkina Faso für ihre Hirse-Biergartenkultur und -musik bekannt ist, wurde Frau Ines Kam für das Austauschprojekt ausgewählt. Sie hat die Braukunst ab dem Alter von 13 Jahren von ihrer inzwischen verstorbenen Mutter erlernt. 

Ines Kam lebt und arbeitet seit 2004 in Bobo Dioulasso. Dort betreibt sie gemeinsam mit weiteren Frauen ein „Cabaret“, also einen Biergarten in dem das Dolo ausgeschenkt wird. Frau Ines Kam gehört zur Ethnie der „Djan“ bei „Diebougou“. Sie ist 27 Jahre alt und offen und interessiert für neue Begegnungen und Ideen.

  Ines Kam bei der Arbeit

Im ersten Schritt wird Frau Kam zwei Wochen vor den Afrika Kulturtagen als Gast-Brauerin in der Klosterbrauerei Weissenohe eintreffen, dort bei Brauer Urban Winkler und seiner Familie wohnen, in der Klosterbrauerei bei einem Braugang assistieren und zwei große Töpfe Dolo-Hirsebier mit Originalzutaten (Sorghum-Hirse etc.) aus Afrika im Hof der Brauerei ansetzen. Besucher sind herzlich eingeladen, den Brauern dabei über die Schulter zu sehen.

Für die afrikanische Delegation sind in dieser Zeit Besuche in weiteren Landbrauereien in und um Gräfenberg vorgesehen, eine Führung durch das Brauerei-Museum Gräfenberg, Besuche bei der Brauerei-Innung und in einer industriellen Großbrauerei. Presse und Fernsehteams sind für Interviews und Reportagen angefragt und ein fachkundiger Übersetzer wird jeweils vor Ort sein.

Das fertige Hirsebier wird am Samstag und Sonntag bei den Afrika-Kulturtagen auf dem Gräfenberger Marktplatz in - den in Burkina Faso üblichen - Kürbisschalen als Kostprobe ausgeschenkt, ebenso im Biergarten der Klosterbrauerei in Weissenohe. Dazu erklingt die Biergartenmusik aus Burkina Faso mit Gesang, Tanz, Balaphonen (dem afrikanischer Ur-Xylophon), Djembe, Dundun, Kürbistrommeln u.v.m.

Zu Gast sind dabei nicht nur bereits international renommierte Formationen, wie die „Compagnie Sokan“, die bei den ersten Afrika-Kulturtagen 2007 (damals in Forchheim) für ein ausverkauftes Konzert und ein begeistertes Publikum sorgte und im Jahr darauf zu dem Würzburger Africa Festival - dem größten seiner Art im deutschsprachigen Raum - eingeladen wurde.Zu Gast sind dabei nicht nur bereits international renommierte Formationen, wie die „Compagnie Sokan“, die bei den ersten Afrika-Kulturtagen 2007 (damals in Forchheim) für ein ausverkauftes Konzert und ein begeistertes Publikum sorgte und im Jahr darauf zu dem Würzburger Africa Festival - dem größten seiner Art im deutschsprachigen Raum - eingeladen wurde.

   Compagnie Sokan

Ebenfalls eingeladen sind die Musiker um Aziz Sinka und seiner Gruppe „Lanaya“, die für ihre authentische und virtuose Hirsebier-Musik bekannt sind.

Für besondere Spannung sorgt die musikalische Begegnung fränkischer Musiker mit ihren afrikanischen Kollegen, die man auch abseits der Afrika Kulturtage in den Biergärten der örtlichen Landbrauereien erleben kann - bei einem afrikanischen Dolo oder einem Bier der jeweiligen Brauerei. Den Auftritten gehen gemeinsame Proben voraus und es werden Melodien und Rhythmen ausgetauscht.
Von fränkischer Seite sind „Das derabeudische Orchester“ aus Bayreuth, München, Berlin und aus Burkina Faso die Musiker von „Lanaya“ für diese Biergartenmusikkulturelle Begegnung genau die richitgen Aktuere für ein solches Projekt.

Derabeudisches Orchester


Sowohl das „Dolo“-Projekt als auch die zugehörigen Musikdarbietungen werden von der kulturell interessierten und engagierten Botschafterin ihres Landes, Ihrer Exzellenz, Frau Marie Odile Bonkoungou präsentiert. Sie wird während der Afrika Kulturtage anwesend sein und steht gerne mit anderen Botschaftsangehörigen für Auskünfte über ihr Land zur Verfügung und wird auch im Vorfeld Schulen in der Region einen Besuch abstatten.
Im nächsten Schritt ist ein Gegenbesuch in Bobo Dioulasso geplant. Im Januar 2014 wird es dort ein „Dolo Festival / Europa Kulturtage“ geben, bei dem dann fränkische Braukunst und Biergartenmusik inmitten der afrikanischen „Cabarets“ lebendig werden können.

Dolo - Hirsebier aus Burkina Faso

Ein besonderes Merkmal von Dolo-Bier ist, dass man es nicht im Laden kaufen kann, es gibt keinen industriellen Produzenten dieser Biersorte bzw. -machart. Die Menschen in Burkina Faso brauen es selbst und trinken es dann innerhalb weniger Tage, denn Konservierungsstoffe sind nicht enthalten. Ebenfalls bemerkenswert: Hergestellt wird Dolo in aller Regel von Frauen. Konsumiert wird es jedoch von beiden Geschlechtern. Der Alkoholvolumen-prozentwert beträgt in der Regel zwischen 2 bis 4 Prozent.

Zutaten

Hauptzutat des burkinischen Bieres ist die Hirse. Im Allgemeinen wird die rote Hirse (Sorghum) verwendet, denn sie ist ertragreicher als die "weiße" oder "kleine" Hirse (Penisetum); die rote Hirse wird für die Herstellung des Hirsekloßes ("to"), der die Nahrungsgrundlage der sudanischen Bauern bildet, dennoch weniger geschätzt als die beiden anderen Sorten.

   Sorghum-Hirse beim Trocknen

Zubereitung

Die Zubereitung des Dolo dauert ungefähr zehn Tage. Die Bierherstellung ist ein ausschließlich weibliches Privileg. Die handwerkliche Produktion erfolgt ebenso wie die industrielle in vier Phasen, nur dass in der Industrie Gerste anstelle von Hirse verwendet wird. Die vier Arbeitsgänge sind Mälzen, Darren, Brauen und Gären. Das Malz wird durch die Keimung der Hirse gewonnen. Dazu füllt man anderthalb tine (1 tine= 16 kg) Hirse in einen 150 bis 200 Liter fassenden Tonkrug. Dann wird soviel Wasser hinzugefügt, dass das Wasser ein wenig über der Hirse steht. Nach etwa zwei Tagen wird die Hirse aus dem Wasser genommen. Das Wasser wird weggeschüttet, und die feuchte Hirse kommt zum Keimen zurück in den Tonkrug. Bei der Keimung muss darauf geachtet werden, dass die Körner nicht austrocknen. Nach zwei bis drei Tagen haben sich ein Zentimeter lange Keime gebildet. Nun breitet die Brauerin die gekeimte Hirse auf dem Boden, auf einer Strohmatte oder auf einer Terrasse in der Sonne aus. Das Trocknen dauert je nach Jahreszeit drei bis fünf Tage. Die gekeimte und getrocknete Hirse ist haltbar und kann auf Vorrat hergestellt werden. Wenn sie gebraucht wird, wird sie in einem Holzmörser zerstampft und anschließend mit einem Reibstein ganz fein gemahlen. Dann wird das Mehl in große Tonkrüge geschüttet (je anderthalb tine pro Behälter), die zu drei Viertel mit Wasser aufgefüllt werden. Das Gemisch wird kräftig mit einem großen Holzlöffel umgerührt; es wird etwa einen halben Tag gekocht. Man lässt die Mischung kalt werden und ruhen und schöpft mit einer Kalebasse die Keime ab, die sich durch das Mahlen vom Korn getrennt haben und an der Oberfläche schwimmen. Danach wird die Mischung erneut einen halben Tag lang gekocht. Das geschieht auf einem speziellen Herd aus getrocknetem Lehm, in dem drei bis sechs 60 bis 100 Liter fassende Tontöpfe eingebaut sind. Es wird mit Holz geheizt. Während des Garens muss ständig kräftig gerührt werden, damit sich keine Klumpen bilden. Am Ende des Kochvorgangs wird gestoßene Rinde von Grewia fiavescens und Hibiscus esculentus hinzugefügt, was die Klärung der Brühe beschleunigt.

Gärprozess

Nach dem Klären wird die Flüssigkeit in ein anderes Gefäß geschöpft. Der trübe und dicke Bodensatz wird durch ein Strohsieb gefiltert. Der Trester wird als Futter für die Haustiere (Schweine, Schafe) benutzt. Der letzte Kochvorgang dauert schließlich zwei bis drei Tage ohne Unterbrechung. Nach dem Erkalten wird die klare Flüssigkeit mit einer Kalebasse umgeschöpft. Der Bodensatz, der sich erneut gebildet hat, wird weggeworfen. Ein Teil dieser noch süßen Flüssigkeit wird manchmal direkt verbraucht. Erst durch das Gären wird dieses Getränk zu Bier. Dazu wird Hefe zugesetzt, die im vorangegangenen Herstellungsprozess gewonnen und aufbewahrt wurde. Am Boden des Biergefäßes bildet sich ein pastöser milchiger Rückstand, der in der Sonne getrocknet und in kleinen grauen Brocken an einem gut belüfteten Ort der Weiterverwendung harrt. Bevor die Hefe der zu vergärenden Flüssigkeit hinzugefügt wird, muss sie in einer kleinen Kalebasse mit Wasser verdünnt werden. Wenn die Bierherstellerin keine Hefe zurückgewonnen hat, oder wenn die Hefe, die sie aufbewahrt hatte, verdorben ist, kann sie entweder welche von einer anderen Brauerin kaufen oder aus der natürlichen Gärung von Bohnenmehl (nebie) gewinnen. Der gärenden Flüssigkeit fügt die Brauerin verschiedene, oft geheim gehaltene Zutaten hinzu, die den Geschmack verbessern sollen, so dass jede Frau ein sehr persönliches Bier herstellt. Bei den Zutaten handelt es sich im allgemeinen um Rinde (Acacia campylacantha), Früchte (Balanites aegyptica) oder Samenkörner (Datura stramonium). Bestimmte Volksstämme (Bwaba, Bobo) fügen bei Begräbnisfeiern Honig hinzu und erreichen dadurch einen höheren Alkoholgehalt (6 bis 10% bei Zusatz von Honig gegenüber 2 bis 4 % für normales dolo). Die Gärung dauert eine Nacht. Am folgenden Morgen kann das Bier verbraucht werden; es bleibt ungefähr 24 Stunden zum Verzehr geeignet. Nach diesem Zeitraum wird es zu sauer. Wenn etwas übrig geblieben ist, was selten vorkommt, muss es weggeschüttet werden. Es ist keine traditionelle Technik bekannt, die die Stabilisierung des Hirsebieres und dadurch eine längere Haltbarkeit ermöglicht.